Wegen Personalmangels bei den Gynäkologen werden akute Geburten, die nachts über die Notaufnahme in Manacor eintreffen, vorübergehend nach Son Espases oder Son Llàtzer verlegt. Geplante Entbindungen bleiben in Manacor. Was bedeutet das für werdende Mütter im Osten Mallorcas?
Gynäkologenmangel in Manacor: Notfallgeburten nachts nach Palma verlegt
Wie sicher ist die Geburtshilfe im Osten der Insel, wenn Notfälle ausgelagert werden?
Die Klinik in Manacor hat angekündigt, dass akute Geburten, die außerhalb der Kernarbeitszeit – konkret zwischen 15 Uhr und 8 Uhr – über die Notaufnahme hereinkommen, vorübergehend nach Son Espases oder Son Llàtzer verlegt werden. Geplante Geburten und Kaiserschnitte sollen weiterhin in Manacor stattfinden. Ab dem 16. Dezember soll wieder Normalbetrieb herrschen, heißt es vonseiten der Klinikleitung, die versichert, die Versorgung sei gesichert.
Klare Leitfrage: Können Schwangere im östlichen Mallorca darauf vertrauen, nachts rechtzeitig versorgt zu werden, wenn die nächste Anlaufstelle ein Krankenhaus in Palma ist? Diese Frage klingt simpel, ist aber für viele Menschen hier im Inselosten existenziell.
Kritische Analyse: Der Schritt offenbart ein grundlegendes Problem, das nicht nur eine kurzfristige Personallücke ist, sondern die Struktur der Notfallversorgung ins Licht rückt. Wenn Notfälle aus Manacor nach Son Espases oder Son Llàtzer gebracht werden, verändern sich Wege und Zeitfenster: Einsatzabläufe der Rettungsdienste, Verweildauer auf der Straße und die Belastung der aufnehmenden Kliniken. Für das Team in Manacor bedeutet die Umstellung zusätzlichen Planungsaufwand: Wer stabilisiert Patientinnen vor dem Transport? Wer übernimmt die Nachbetreuung, wenn Geburten unterbrochen werden? Das Management spricht von ausreichender Versorgung — das ist beruhigend, bleibt aber eine abstrakte Versicherung, solange Patientenzahlen, Verlegungswege und Ausfallgründe nicht offen gelegt werden.
Was im öffentlichen Diskurs fehlt: Zahlen und Transparenz. Es fehlt eine verständliche Darstellung, wie viele Geburten im Schnitt nachts in Manacor ankommen, wie viele davon akut sind, wie oft Rettungswagen zu Verlegungen alarmiert werden und wie lange solche Transporte dauern. Ebenfalls oft überhört: die Verantwortung für Angehörige, die plötzlich einer längeren Anreise gegenüberstehen, und die Frage, wie Nachsorge und psychologische Unterstützung organisiert sind, wenn eine Geburt am fremden Haus stattfindet.
Eine Alltagsszene: Es ist 23 Uhr, Wind knistert in den Pinien entlang der MA-15, ein Krankenwagen rollt mit Blaulicht auf den Parkplatz der Notaufnahme in Manacor. Draußen stehen zwei erschöpfte Angehörige, drinnen bereitet ein kleines Team alles vor. Telefonate werden geführt, Sanitäter kämpfen um eine stabile Lagerung — und dann die Entscheidung: Verlegung. Das Licht der Sirene verschwindet in Richtung Palma; auf dem Rückweg bleibt im Krankenhaus eine Lücke, die am nächsten Morgen aufgefüllt werden muss. Solche Nächte gibt es hier häufiger, als man denkt.
Konkrete Lösungsansätze, die sofort geprüft werden sollten: Erstens, transparente Daten veröffentlichen — Anzahl nächtlicher Geburten, Verlegungsraten, durchschnittliche Transportzeiten. Zweitens, eine klar kommunizierte Verlegungsprozedur mit Ansprechpartnern für Familien, damit niemand im Unklaren bleibt. Drittens, kurzfristige Stärkung des Rettungsdienstes im Osten: zusätzliche transportfähige Betreuungseinheiten und geschulte Hebammen für die präklinische Stabilisierung. Viertens, Personalpolitische Maßnahmen: befristete Verträge, Fahrtkostenzuschüsse, Unterstützung bei Wohnungssuche für Fachkräfte — das sind simple Instrumente, die regelmäßig dort greifen, wo Personalprobleme akut sind. Und fünftens, langfristig eine Inselstrategie: feste Bereitschaftsmodelle, Kooperationen zwischen Krankenhäusern und ein Ausbau telemedizinischer Konsile für schwierige Fälle.
Wichtig ist auch, die Perspektive der Betroffenen zu stärken. Informationen vor Ort — in Praxen, bei Hebammen, auf der Webseite des Krankenhauses — müssen klar angeben, was bei einem nächtlichen Notfall zu tun ist: wohin die Ambulanz fährt, wer informiert wird, welche Betreuung vor und nach der Verlegung angeboten wird. Kleine Maßnahmen wie ein nationales Hotline-Telefon für Schwangere in Not oder mobile Geburtsbegleiter-Teams könnten die Lücke kurzfristig abfedern.
Pointiertes Fazit: Dass ein Krankenhaus Notfallgeburten weiterverlegt, ist kein Bagatellen-Vorfall — es ist ein Symptom. Die angekündigte Rückkehr zum Normalbetrieb am 16. Dezember ist willkommen, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Insel in Teilen verwundbar bleibt. Ambulanzfahrten über längere Strecken, fragmentierte Nachsorge und fehlende Transparenz lösen die Personallücke nicht. Wer hier lebt, weiß: Medizinische Versorgung ist mehr als Technik und Gebäude. Es braucht Personal, Planung und klare Informationen — und das möglichst ohne Nachtfahrten ins Ungewisse.
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