Palma bestellt 21 neue Festwagen für den Umzug der Heiligen Drei Könige — fünf mehr als bisher. 847.000 Euro aus dem städtischen Haushalt sorgen für Diskussionen: Sind die Kosten gerechtfertigt, wie nachhaltig sind die Wagen und wer profitiert wirklich davon?
Mehr Wagen, mehr Fragen: Palmas Drei‑Königs‑Umzug wird neugestaltet
Wenn am 5. Januar wieder die Heiligen Drei Könige durch Palmas Gassen ziehen, riecht die Luft nach kaltem Meer, heißen Churros und Tannennadeln. Dieses Jahr klopft jedoch noch etwas anderes an die Türen der Bastelwerkstätten: der Hammer, immer wieder. Die Stadt hat entschieden, alle Festwagen neu bauen zu lassen — 21 an der Zahl, fünf mehr als bisher. Die zentrale Frage, die sich beim Klang der Hämmer aufdrängt, lautet schlicht: Braucht Palma neue Wagen in diesem Umfang — und wie verantwortungsbewusst werden die rund 847.000 Euro aus dem städtischen Haushalt eingesetzt?
Was geplant ist — und was sofort auffällt
Die Route bleibt vertraut, von der Altstadt zur Plaça de Cort, aber die Inszenierung wächst: Jeder der Könige erhält nun ein eigenes kleines Gefolge mit mehr Musik, mehr Straßentheater, besseren Lichtinstallationen. In Santa Catalina riecht es derzeit weniger nach Weihnachtsliedern als nach Holzspänen und Anstrich. In einer Halle nahe dem Hafen zeigt ein Tischler modular gefertigte Figuren, die sich auseinandernehmen und wiederverwenden lassen. Das klingt nach Durchdachtheit, und Modularität ist ein Schritt in die richtige Richtung. Doch modular bauen beantwortet nicht automatisch Fragen zu Kosten, Lagerung und Lebensdauer.
Haushalt, Sponsoren, Transparenz
Die Summe ist kein Taschengeld: 847.000 Euro, dazu Sachleistungen von städtischen Unternehmen in Form von Wagen oder Material. In der öffentlichen Diskussion fehlt bisher eine klare Aufschlüsselung: Wie viel sind einmalige Baukosten, wie hoch die jährlichen Unterhalts- und Lagerkosten, welche Versicherungskosten entstehen? Werden alte Fahrzeuge nur ersetzt, weil sie nicht mehr „instagramtauglich“ sind, oder weil sie tatsächlich Gefahrenquellen darstellen? Und wer profitiert von den Aufträgen — lokale Handwerker oder externe Anbieter?
Aspekte, die oft untergehen
Es gibt vier Dinge, die selten laut genannt werden, aber entscheidend sind: Erstens die Folgekosten. Neue Wagen brauchen Platz zum Lagern, regelmäßige Wartung und manchmal teure Ersatzteile. Zweitens die Materialfrage. Polyester, Holz, Schaumstoff — jede Wahl hat Folgen für Klimabilanz, Entsorgung und Reparaturfreundlichkeit. Drittens die lokale Wertschöpfung. Positiv ist, dass Handwerker von der Insel beteiligt sind, aber eine Ausschreibung ohne Nachhaltigkeits- und Sozialstandards nützt langfristig niemandem. Viertens die Bürgerbeteiligung. Die Parade ist ein Gemeinschaftserlebnis; warum also keine öffentliche Einsicht in die Werkstätten, noch bevor die Wagen Premiere haben?
Kritische Leitsätze — und handfeste Vorschläge
Kritik allein ist bequem — konstruktive Vorschläge sind schwieriger, aber möglich. Erstens: Eine verbindliche Lebenszyklus‑Rechnung, die Bau, Lagerung, Wartung und Entsorgung über zehn bis zwanzig Jahre aufschlüsselt. Das macht die Entscheidung transparent und vergleichbar. Zweitens: Ein Transparenz‑Portal mit Kurzdossiers zu jedem Wagen — Material, Kostenpunkte, beteiligte Betriebe und erwartete Lebensdauer. Drittens: Modulare Standards, also einheitliche Steck‑ und Befestigungslösungen, damit Teile über Jahre und Wagen hinweg wiederverwendbar sind. Viertens: Community‑Werkstätten und Besichtigungstage, die Schulen und Nachbarschaften einbinden und zugleich Arbeitskosten senken. Fünftens: Ein Sponsoring‑Kodex, der klare Regeln setzt, welche Firmen und Produkte auf den Wagen auftauchen dürfen, damit die Parade nicht zur fahrenden Werbetafel wird.
Warum das wichtig ist — und was bleibt
Die Drei‑Königs‑Parade ist mehr als ein städtischer Posten im Haushalt. Es sind die roten Wangen der Kinder, das gemeinsame Winken, das Kichern über zu viel Lametta. Palma zeigt mit dem Auftrag, dass die Stadt Traditionen aktiv pflegen will. Aber Pflege hat ihren Preis — und diesen sollten Bürgerinnen und Bürger nachvollziehen können. Nachhaltig bedeutet nicht nur langlebig, sondern auch sozialverträglich in der Produktionsweise und transparent in der Finanzierung. Wenn die neuen Wagen nicht nur bei der Premiere glänzen, sondern über Jahre zuverlässig, reparierbar und lokal verankert bleiben, profitiert die ganze Stadt.
Wer mag, geht vorab in die Werkstätten, trinkt heißen Kakao an einem Stand am Carrer und lauscht dem rhythmischen Klopfen. Manchmal erzählt der Geruch von Holzspänen die ehrlichsten Geschichten darüber, wie Tradition gemacht — und finanziert — wird.
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